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Keine Fahrgastzuwächse durch die „365-Euro-Jahreskarte“ – civity durchleuchtet das „Wiener Modell“

Die aus der Einführung des „Wiener Modells“ gewonnenen Erkenntnisse waren Thema des Vortrags von Stefan Weigele am Donnerstag, den 27. März, beim „Verkehrspolitischen Frühstück“ der Landesvertretung Hamburg in Berlin.

Nachdem jahrzehntelang der öffentliche Verkehr in der Schweiz eine Vorbildfunktion in weltweiten Analysen und Vergleichen einnahm, ist seit einiger Zeit verstärkt das sogenannte „Wiener Modell“ in aller Munde. Gern wird es von Verkehrspolitikern wie auch Journalisten als Best-Practice-Beispiel angeführt.

In einem Vortrag vor ausgewähltem Fachpublikum erläuterte Stefan Weigele die Entwicklungen im ÖPNV in Wien vor und nach der Einführung der 365-Euro-Jahreskarte im Jahr 2012. Dabei wurde deutlich, dass sich der Anteil der mit dem ÖPNV zurückgelegten Wege, trotz des Anstiegs verkaufter Jahreskarten um über 100 %, in den vergangenen sechs Jahren kaum verändert hat. Der Anstieg der Fahrgäste um 9% liegt sowohl unter dem Wachstum der Einwohnerzahl im selben Zeitraum als auch unter dem durchschnittlichen Jahreszuwachs vor Einführung der „365-Euro-Jahreskarte“. Eine direkte Korrelation zwischen der Preisabsenkung und der Zunahme an Fahrgästen ist nicht ersichtlich. Im Ergebnis hat die Einführung des vergünstigten Jahrestickets weder zu einer signifikanten Erhöhung der Fahrgastzahlen noch des Modal-Split-Anteils geführt.

Der hohe Modal-Split-Anteil des öffentlichen Verkehrs in Wien ist vor allen Dingen auf die sehr hohe Siedlungsdichte, ein deutlich dichteres ÖPNV-Angebot als in deutschen Städten und einer intensiveren Parkraumbewirtschaftung zurück zu führen. Neben den Einnahmen aus der Parkraumbewirtschaftung trägt eine gesonderte Arbeitgeberabgabe einen signifikanten Anteil zur Finanzierung des öffentlichen Verkehrs in Wien bei.

civity hat im Jahr 2012 die Tarifreform („365-Euro-Jahreskarte“) auf Seiten der Wiener Stadtwerke und der Wiener Linien begleitet und berät beide Unternehmen bis heute.