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The Day after Corona – Thesen zur Digitalisierung und Unternehmenskultur

Was im Herbst 2020 (vielleicht) anders sein wird – Ein Rückblick, wie Corona unser Zusammenleben und unsere Arbeitsweise verändert hat

Krisen bringen tiefgreifende Veränderungen mit sich und setzen große Energien frei – das können wir täglich beobachten. Wir erleben in der Corona-Krise gerade, dass sich Gewohnheiten in vielen Lebensbereichen auflösen. Kann man sich vorstellen, dass danach alles wieder zur vorherigen Normalität zurückkehrt? Bestimmt nicht. Aber was wird anders sein? Was wird bleiben?

Wagen wir – frei nach einer Prognosetechnik des Zukunftsinstituts – einen bewusst zuversichtlichen Rückblick aus der Zukunft zurück ins Heute. Wie sehen wir die Welt (vielleicht) im Herbst 2020, wie wirkt sich das auf uns und unsere Arbeit aus? Und worüber werden wir uns wundern, wenn die Krise vorbei ist? Machen Sie sich mit uns auf die Reise in die Zeit „danach“!

1. Die Entschleunigung ging – nach anfänglichem Chaos in der Umstellungsphase – mit einer stärkeren Konzentration einher.

Weniger Zeiten für Wege, weniger Ablenkungen, weniger Optionen haben uns gelehrt, auf das zu blicken, was den Kern ausmacht. Soziale Beziehungen in Familien, mit Freunden und im Beruf sind umso wichtiger geworden. Wir haben die Kommunikation reduziert, aber gleichzeitig deren Intensität gesteigert. Wir haben uns konzentriert auf das, was näher liegt.

2. Wir haben gelernt, dass vermeintliche Selbstverständlichkeiten gar nicht selbstverständlich sind.

Aber auch, dass wir mit Unsicherheiten umgehen können. Und dass jeder Einzelne, aber auch die Gemeinschaft, schnell lernen können, wenn es sein muss. Das Handeln jedes Einzelnen hat eine andere Bedeutung bekommen, es hatte eine Wirkung auf die ganze Gemeinschaft. Nie hätten wir uns all das vorher zugetraut.

3. Unser Blick auf das, was wichtig ist, hat sich verändert.

Die Freude beim Blick in gefüllte Supermarktregale führt uns wieder täglich vor Augen, dass die Befriedigung physiologischer Grundbedürfnisse wie Nahrung keine Selbstverständlichkeit ist, auch in unserer entwickelten Welt.

Die immensen Bemühungen zur Sicherung der Gesundheit, aber auch zur Rettung von Arbeitsplätzen, dienten dem zweiten elementaren Bedürfnis, der Sicherheit.
Direkt danach kam mit dem Fokus auf Familien, Freunde und Gemeinschaften auch die dritte Ebene, die sozialen Bedürfnisse, zur Geltung. Wir haben festgestellt, was uns fehlt, wenn elementare Bedingungen nicht erfüllt sind – und damit erfahren diese nun eine neue Wertschätzung.

Demgegenüber sind die Ebenen der individuellen Wachstumsbedürfnisse, wie Geltung und Anerkennung sowie das Bedürfnis nach Selbstverwirklichung, so spürbar in den Hintergrund getreten, dass man wohl von einer Re-Orientierung der Werte sprechen kann, die noch eine Weile lang nachwirken dürfte.

4. Mit diesen Erfahrungen ist die Bedeutung der Daseinsvorsorge wieder stärker ins Bewusstsein vieler Menschen gerückt.

Wir haben eine neue Wertschätzung für die Menschen entwickelt, die auch und gerade in Krisenzeiten zu unserem Wohlbefinden beigetragen haben:

  • Dass eine zuverlässige und reibungslose Ver- und Entsorgung Voraussetzung für die Erfüllung wesentlicher Lebensbedürfnisse ist, ist im Alltag wieder spürbar geworden.
  • Welche Möglichkeiten die Mobilität in unserem Alltag bietet, mussten wir schmerzlich erfahren, als der Verkehr deutlich eingeschränkt war.
  • Die Bedeutung der Unternehmen der Daseinsvorsorge, aber auch von deren Mitarbeitern/innen, wurde offensichtlich in „Wir sind für euch da“-Kampagnen – und die Wertschätzung dafür in „Danke, dass ihr für uns da seid“-Konzerten. Dadurch ist auch ein neues Selbstbewusstsein entstanden. Diese Stärkung macht sich im Berufsalltag bemerkbar, denn die Mitarbeiter/innen empfinden ihre Arbeit heute als erfüllender.

5. Die Corona-Krise hat ein neues Selbstverständnis im Arbeitsalltag geschaffen.

Aus dem müden „arbeiten müssen“ und dem Jammern über Alltägliches wurde ein Gefühl der Dankbarkeit für Berufstätigkeit und soziale Sicherung.

Führung hat eine neue Bedeutung bekommen, denn in der Krise hat sich gezeigt, was gute Führungskräfte ausmacht. Gleichzeitig sind Hierarchien flacher geworden, Entscheidungen mussten schnell und dezentral getroffen werden, und die guten Erfahrungen damit haben das gegenseitige Vertrauen von Führungskräften und Mitarbeitern/innen gestärkt.

Auch unter Kollegen/innen hat sich die Stimmung verbessert. Wir nehmen uns heute mehr Zeit für Gespräche und legen Wert auf einen solidarischen Umgang miteinander. Denn die Krise zeigte uns, wie bereichernd sozialer Kontakt und gegenseitige Unterstützung in der Gemeinschaft sind.

6. Unternehmen haben sich über Nacht auf eine neue Arbeitsweise verlegt.

Und dabei gelernt, dass ihre Kultur veränderbar ist – und das sogar viel schneller, als wir es für möglich hielten!

  • Die Arbeit im Home-Office hat Struktur, Eigeninitiative und Vertrauen ineinander verlangt. Die Zeit in Isolation lehrte uns, dass erfolgreiche Zusammenarbeit auch auf Distanz möglich ist. Dafür brauchte es zwar eine schnelle Anpassung in Führung, Kommunikation und Technik. Aber heute, im Alltag nach Corona, erfreuen wir uns an der gewachsenen Flexibilität, aber auch an dem gestärkten Vertrauen, mit der man nun selbstverständlicher einen Tag im Home-Office arbeiten kann.
  • Mitarbeiter/innen, jung und alt, meisterten den professionellen Umgang mit digitalen Kommunikationswegen, da die technischen Voraussetzungen und gemeinsame Lern- und Experimentierprozesse schnell geschaffen werden konnten. Heute staunen wir darüber, dass selbst schwierigere Workshopformate im digitalen Format produktive Ergebnisse liefern.

7. Die gelungene Implementierung von Kommunikationstechnologien im Unternehmen spornte Führungskräfte dazu an, die Chancen der Digitalisierung in ihren Unternehmen nachhaltig wahrzunehmen.

So verstärkte sich z. B. der Fokus auf Digitalisierung und Automatisierung. Diese kann uns nun auch in der Zukunft helfen – z. B. um dem Personalmangel entgegenzuwirken, der sich durch den demografischen Wandel anbahnt.

Heute, in der Zeit nach der Corona-Krise, können wir uns Vieles gar nicht mehr so vorstellen, wie es vorher war. Wir haben – zwar gezwungenermaßen, aber letztlich heilsam – Vieles gelernt, das wir nun nicht mehr missen möchten. Das hat nachhaltige Auswirkungen auf unsere Unternehmen und deren Unternehmenskultur mit sich gebracht und einen Wandel beschleunigt, der die Resilienz der Unternehmen gesteigert hat, gleichzeitig aber auch die Motivation und Zufriedenheit der Menschen in den Unternehmen.

Welche langfristigen Veränderungen sehen Sie in Ihren Unternehmen durch die Corona-Krise?