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Verkehrswende: aufgehoben oder aufgeschoben? – Corona Szenarien für den ÖPNV

Der deutsche ÖPNV braucht jetzt eine konzertierte Strategie, die den zusätzlichen Finanzierungsbedarf aufzeigt, aber gleichzeitig auch durch Hygienemaßnahmen und eine fokussierte Stammkundenbindungsstrategie alles unternimmt, um die Fahrgäste nach dem Shut-Down zurückzugewinnen und einen zweiten Shut-Down auf jeden Fall zu verhindern.

  • Der Corona-Virus hat massive Folgen für den deutschen ÖPNV und die Verkehrswende. Im besten Fall sind es zwei verlorene Jahre, im schlechtesten Fall verlieren wir ein halbes Jahrzehnt.
  • Auf Basis zum Verlauf der Pandemie bekannter Annahmen haben wir verschiedene Szenarien erstellt, in denen wir im Extremfall einen Fahrtenrückgang von bis zu 50 % bis Ende 2023 erwarten.
  • Als Konsequenz erwarten wir Nettoerlösausfälle der ÖPNV-Verkehrsunternehmen von 5 bis 10 Mrd. € bis Ende 2023.
  • Selbst bei zeitgleichen massiven Kosteneinsparungen mit Hilfe massiver Angebotsreduktion und Kurzarbeit rechnen mit einem zusätzlichen Defizit in Höhe von 4 bis 8 Mrd. € für alle deutschen SPNV- und ÖSPV-Unternehmen.
  • Ein Großteil der Verluste tritt erst nach der eigentlichen Pandemie in den Jahren 2021 bis 2023 auf.
  • Je länger die Krise dauert bzw. falls es einen zweiten Shut-Down im Herbst geben sollte, desto dauerhafter werden auch die Marktanteilsverluste in Richtung MIV und Fahrrad ausfallen.
  • Der ÖPNV in seiner Gesamtheit ist daher jetzt unmittelbar gefordert, mit eigenen Strategien für Hygiene und Stammkundenbindung die schlimmsten Szenarien abzuwenden und das gegenwärtige Image der „Virenschleuder“ zu bekämpfen.
  • Zusätzlich ist der Finanzierungsbedarf auch für die Jahre nach 2020 zu adressieren. Insbesondere die Kommunen werden die zusätzlichen Verluste nicht alleine finanzieren können.
  • Jetzt ist daher dringend eine vorausschauende und zupackende Verkehrspolitik gefragt, damit Deutschland nicht durch falsche Anreize und fehlenden finanziellen Ausgleich für die ÖPNV-Branche im schlimmsten Falle eine „Verkehrtwende“ zurück zu mehr MIV droht.