Eine für alle oder alle für eine – die beliebtesten ÖPNV-Apps und was sie können
Für nahezu die Hälfte der Bundesbürger:innen sind Mobilitäts-Apps liebgewonnene tägliche Begleiter auf dem Weg zur Arbeit, zum Sport oder zur Familienfeier in der alten Heimat. Funktionen und verfügbare Mobilitätsangebote dieser Apps wachsen rasant, variieren aber auch stark. Verkehrsunternehmen und Verbünde versuchen seit mehr als einem Jahrzehnt, durch genau diese Ausweitung der App-Funktionen und Mobilitätsanbieter das multi- und intermodale Reiseerlebnis ihrer Kundschaft zu verbessern. Dabei stellt sich für die Verkehrsunternehmen und Aufgabenträger jedoch die Frage, welche Strategie am erfolgversprechendsten ist: Braucht es die eine App, die alles kann oder lieber verschiedene Apps mit unterschiedlichen Funktio-nen für verschiedene Nutzergruppen?
Deutschland und Österreich suchen die ÖPNV-Super-App
In unserer Analyse haben wir die Nutzerbewertungen von 170 Apps in den App-Stores von Apple und Google ausgewertet. Das dabei entstandene Ranking basiert auf einer gewichteten Analyse dieser Bewertungen. Auf diese Weise konnten die jeweils besten Apps in vier verschiedenen Kategorien ermittelt werden. Alle Ergebnisse der Analyse und unsere abgeleiteten Erkenntnisse finden Sie auf unserer Subsite.
Eine klassische ÖPNV-App mit Fahrplanauskunft und Ticketing belegt den ersten Platz als „Beste ÖPNV-App“: die SmartRide App der Verkehrsaus-kunft Österreich für den Verkehrsverbund Tirol (4,58). Dicht gefolgt von FAIRTIQ (4,54) mit seinem XiXo-Ansatz und der tiefenintegrierten MaaS-App Jelbi (4,51) von der BVG.
BVG Jelbi kann sich zudem über den ersten Platz als „Beste MaaS-App“ freuen. Für diese Kategorie wurden Apps berücksichtigt, die mindestens zwei Mobilitätsangebote tiefenintegriert haben, das heißt deren Buchung und Bezahlung innerhalb der App möglich sind. Das Treppchen teilt sich Jelbi mit Hamburgs hvv switch (4,39) auf Platz zwei und der kommerziellen Konkurrenz von FREENOW (4,34).
Auch FAIRTIQ belegt einen ersten Platz in der Kategorie „Beste XiXo-App“. Diese fasst die verschiedenen Umsetzungen von eTickets und eTarifen auf dem Smartphone zusammen, also das (automatische) Ein- und Auschecken vor und nach der Fahrt (CiCo/CiaCo/CiBo). Die Apps mobil.nrw (4,30) und die VRR App (4,27) liegen leicht hinter der roten App des Schweizer Unter-nehmens FAIRTIQ und erhalten damit Silber und Bronze.
Zusätzlich zu der Frage, welches Verkehrsunternehmen bzw. welcher Verkehrsverbund die am besten bewertete App bereitstellt, haben wir einen Blick auf die Technologieanbieter geworfen, die die besten Apps entwickeln. Hierzu wurden Anbieter betrachtet, die mit mindestens vier Apps im Ver-gleich vertreten sind, und die gewichteten Bewertungen der jeweils entwickelten Apps untersucht. Die „Besten App-Entwickler“ gibt es demnach bei HaCon (3,49), die zu Siemens Mobility gehört, gefolgt von Mobimeo (3,31), als Teil der Deutschen Bahn-Gruppe und GeoMobile (3,24), welche mittlerweile zur Deutschen Telekom gehört.
Die drei größten deutsche Städte fahren eine erfolgreiche Multi-App-Strategie
Es lohnt ein differenzierter Blick auf die App-Strategien in den Großstädten Berlin, München und Hamburg. Dort hat sich mit den Jahren ein erfolgreicher Multi-App-Ansatz etabliert – das heißt eine App für einen oder mehrere bestimmte Use Cases und eine oder mehrere bestimmte Nutzergruppe(n). Verkaufsschlager im Google Play-Store in Bezug auf die Downloadkategorien sind die klassischen Informations- und Ticketing-Apps sowie die reinen Ticketing-Apps (jeweils 1 Mio.–5 Mio. Downloads). In Hamburg wird letztere seit gut einem Jahr als XiXo-App angeboten, während es für diese Technologie in München und Berlin (noch) keine eigene App gibt.